Ein Disponent für alle Fälle
Die ÖBB-Tochter EC Logistics steuert die Stückgut- und Ladungsverkehre via Schiene und Straße mit der Speditionssoftware DISPONENTplus. Mit der Lösung von Weber Data Service werden pro Tag rund 10.000 Sendungen abgefertigt.
Schiene oder Straße? Stückgut oder Ladungsverkehr? Auf der Suche nach einem geeigneten Transport Management System (TMS) stehen diese Fragen normalerweise ganz am Anfang. Schließlich unterscheiden sich Disposition und Abrechnung je nach Transportart und Verkehrsträger ganz erheblich und können kaum in einer einzigen Software abgebildet werden. Die Lösung DISPONENTplus zählt hier zu den seltenen Ausnahmen und ermöglicht eine große Bandbreite an Einsatzgebieten in unterschiedlichen Branchen. Diese hohe Flexibilität ist einer der Gründe, warum auch der zum österreichischen Bahnkonzern ÖBB gehörige Logistikdienstleister EC Logistics (s. Kasten) mit dem TMS von Weber Data Service arbeitet.
EC Logistics wickelt das gesamte Stückgeschäft der ÖBB und darüber hinaus auch internationale Ladungsverkehre ab. Zehn Logistik-Zentren dienen dabei als Sammel- und Verteilzentren für die Stückgutlogistik. „Als Tochter der ÖBB-Holding nutzen wir für die Hauptläufe natürlich möglichst die Schiene“, erklärt Robert Blum, der bei EC Logistics den Bereich Anwendungsmanagement leitet. Das tägliche Volumen der beförderten Güter liegt bei etwa 100 Waggons mit unterschiedlichen Frachten wie Lebensmittel, Pharmaprodukte, KFZ-Teile, Baustoffe, Papier, Agrarprodukte oder Stahl. Die Strecke zwischen Logistik-Center und Kunde wird mit mehr als 450 Flächefahrzeugen bedient. Pro Tag werden damit auf über 500 Touren rund 10.000 Sendungen befördert, die durchgehend von Disponent Plus gesteuert und abgerechnet werden.
Optimierte Ergonomie
Als weiteres Geschäftsfeld wickelt EC Logistics für seine Kunden auch Komplettladungen per Lkw ab. Hierfür nutzt der Dienstleister ein spezielles Modul von DISPONENTplus, das die Besonderheiten des Ladungsverkehrs berücksichtigt. „Vor allem die Abrechnung läuft im Chartergeschäft nach völlig anderen Regeln als im Stückgutbereich“, sagt Robert Blum.
Neben der Vielseitigkeit der Software gefällt Robert Blum vor allem die permanente Weiterentwicklung der Lösung. Neue Funktionen könne er zwanglos auf Wunsch übernehmen. Als aktuelles Beispiel nennt er das Re-Design der Anwenderoberfläche, welches er demnächst implementieren will. „Durch die neue ergonomisch optimierte Oberfläche können wir unsere Prozessschritte spürbar abkürzen“, begründet Blum seine Entscheidung. Der größte Einspareffekt käme durch den Wegfall manueller Bestätigungen bei der Eingabe von Daten. Angesichts der vielen Anwender summiere sich die Zeitersparnis auf mehrere Stunden pro Tag. Schließlich arbeiten bei EC Logistics in den zehn Logistik-Zentren insgesamt 450 Mitarbeiter zwei- oder dreischichtig mit DISPONENTplus.
Integrierte Schadensabwicklung
Gehostet wird die Lösung in zwei Wiener Rechenzentren. Von dort sind die Arbeitsplätze via Citrix an das System angeschlossen. Den internen Support für die Logistiksoftware übernehmen dabei drei IT-Spezialisten in der Wiener Zentrale, wobei es sich hier nicht um Diplom-Informatiker, sondern um erfahrene Praktiker handelt. „Wir definieren unsere Anforderungen, die wir dann meistens durch Weber Data Service umsetzen lassen“, so Blum, dessen Werdegang vom Lenker über die Disposition zur Leitung des Anwendungsmanagements der ECL führte. Änderungen der Eingabemasken könnten aber intern erstellt werden, da sich „DISPONENTplus sehr einfach und flexibel anpassen lässt“.
Mit dem Bielefelder Softwarehaus stehe man dennoch täglich in Kontakt, denn als Großkunde habe man im Prinzip ständig Sonderwünsche und Ideen für die Weiterentwicklung. So habe Weber Data Service für EC Logistics unter dem Namen DISPONENT QS eine individuelle Lösung für das Schadens- und Reklamationsmanagement programmiert. Das workflowbasierte Tool ermöglicht einfache und effiziente Abläufe bei der Bearbeitung von Schäden, Reklamationen und Anfragen. „Damit garantieren wir unseren Kunden mehr Qualität, die vollständige Dokumentation sowie eine schnellere Bearbeitung der einzelnen Fälle“, berichtet Blum.
Schnittstelle zur Telematik
DISPONENT QS umfasst eine Reihe von Funktionen, die das Schadens- und Reklamationsmanagement bei der ECL entscheidend erleichtern und effizienter machen. Das System greift auf die in DISPONENTplus vorhandenen Auftragsdaten zu, so dass es kein doppeltes Erfassen von Daten gibt. Jeder Schadensfall erhält unabhängig vom Ort der Eingabe eine fortlaufende Auftragsnummer und ist mit den jeweiligen Auftragsdaten verknüpft. Text- oder Bilddateien können direkt eingebettet werden.
Apropos: An dieser Stelle werden sich bis Juli 2016 weitere Änderungen ergeben. Denn künftig werden die Fahrer von EC Logistics mit mobilen Handterminals arbeiten, mit denen unter anderem auch Schadensfotos erstellt werden können. Die von TIS gelieferte Telematiklösung wird dann in DISPONENTplus integriert, um Auftrags- und Tourendaten direkt aus der Disposition an die Fahrer beziehungsweise deren Terminals zu senden. Von dort werden dann Statusmeldungen und Quittungen an das TMS zurückgesendet, so dass die Aufträge unverzüglich abgerechnet werden können. Ablieferquittungen und andere Begleitpapiere werden dabei automatisch im ebenfalls integrierten Dokumentenmanagement-System von DISPONENTplus abgelegt.
Speditionssoftware als zentrales Produktionssystem
Der neu zu schaffenden Schnittstelle zwischen DISPONENTplus und TIS sieht Blum aufgrund der bisherigen Erfahrungen gelassen entgegen. Schließlich sei auch schon das automatische Umschlaglager in Linz mit 30.000 Palettenstellplätzen an das TMS angebunden worden. Vom Umschlaglager erhält DISPONENTplus komplette Touren zugewiesen, die in Linz vollautomatisch bereitgestellt werden. „Diese Schnittstelle ist sehr komplex und arbeitet fehlerfrei“, betont Robert Blum.
Mittlerweile ist das Transport Management System bei EC Logistics das zentrale Produktionssystem und mit vielen weiteren Anwendungen vernetzt. DISPONENT Plus stellt daher bei EC Logistics eine feste Größe dar, die als zentrale Software einen hohen Stellenwert bei ECLogistics einnimmt.
Hintergrund: EC Logistics GmbH
Die heutige EC Logistics GmbH entstand im Jahr 2013 aus dem früheren Geschäftsfeld BahnExpress der Rail Cargo Group. Zuvor existierte bereits die EC Logistik GmbH mit Schwerpunkt Lebensmittellogistik. Die Tochter der ÖBB-Holding AG bündelt die nationalen und internationalen Kontraktlogistikaktivitäten der Österreichischen Bundesbahnen und disponiert rund 450 Zustellfahrzeuge.
Als Full-Service-Dienstleister bietet EC Logistics europaweit klassische Transportlogistik für Paketsendungen, Stückgut und branchenspezifische Transportlösungen für Teil- und Komplettladungen. Lagerlogistische Dienstleistungen sowie Logistik-Outsourcing runden das Leistungsangebot ab. Für die im Stückgutgeschäft organisierten Hauptläufe nutzt EC Logistics auch den Verkehrsträger Schiene. Damit gilt das Unternehmen als EU-weit einziger Anbieter von Stückgutlogistik auf der Schiene.